Diagnose und Symptome bei ME/CFS

Woher wissen Sie, dass Sie von ME/CFS betroffen sind?

Sie fühlen sich ständig übermüdet, haben grippeähnliche Symptome und kaum Kraft für körperliche und sonstige Aktivitäten? Falls Sie nicht sicher sind, ob das Chronic Fatigue Syndrome (CFS) / Chronisches Erschöpfungssyndrom bei Ihnen vorliegt, können Sie Ihre Symptome auf die sog. Kanadische Kriterien hin überprüfen (diese seien hier in verkürzter Form dargestellt).

Zwingend vorhanden sein muss seit mindestens 6 Monaten:

  • Ein ausgeprägter Erschöpfungszustand (körperlich oder geistig), teilweise wie bei einem akuten grippalen Infekt, der durch körperliche- oder Stressbelastung verstärkt wird
  • Eine verlängerte Erholungsphase von über 24 Std. nach körperlicher Belastung
  • eine Schlafstörung bei durchgängig nicht erholsamem Schlaf
  • Schmerzen (Muskel- oder Gelenkschmerzen oder neu aufgetretene Kopfschmerzen)

Hier können Sie den von der Berliner Charité verwendeten Symptom-Fragebogen herunterladen:

Patienten mit CFS sind zunächst nicht depressiv. Dies ergibt sich schon aus der Beobachtung, dass sie sich morgens meist noch recht fit fühlen, im Verlauf des Tages jedoch immer mehr an Leistungsfähigkeit und Energie einbüßen. Bei depressiven Patienten ist es genau umgekehrt: Sie erleben immer wieder ein Morgentief, gegen Abend geht es ihnen meist eher besser.

Allerdings werden viele ME/CFS-Erkrankte sekundär depressiv, weil sie niemand versteht und ihnen bislang kaum jemand richtig helfen kann.

Seit April 2019 existiert eine Anlaufstelle für ME/CFS-Patienten an der Charité in Berlin, wo diese lernen, wie sie mit ihren verbliebenen Ressourcen besser haushalten können. Allerdings werden den Betroffenen bis heute keine konkreten Heilungsansätze angeboten.

Wie entsteht ME/CFS?

Schulmediziner sind angesichts dieser rätselhaften, noch wenig erforschten Krankheit meist ratlos. Zudem existieren bislang nur wenig Forschungsergebnisse. Es gibt einige Hinweise für ME/CFS im Blut der Betroffenen, jedoch keine Beweise, sondern lediglich Vermutungen über die Entstehung dieser Krankheit.

CFS tritt meist in Folge von Infekten auf

CFS tritt meist nach einer Infektion auf, bspw. mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV), oder es handelt sich um einen anderen Erreger, z.B. Cytomegalie oder auch Borrelien. Das Immunsystem befindet sich während der akuten Infektion in einer Art „Alarm-Zustand“, welcher den Patienten mehr oder weniger bewegungsunfähig macht, sodass dieser sich zumeist freiwillig ins Bett legt. Dies ist während der akuten Erkrankung auch sehr sinnvoll. Dabei kann unter Umständen auch Fieber auftreten. Dieser „Alarm-Zustand“ klingt dann normalerweise nach ein bis drei Wochen ab. Der Patient ist dann meist wieder fit.

Beim CFS bleibt jedoch das Immunsystem in dem beschriebenen Ausnahmemodus „hängen“ wie ein Computer. Der Patient bleibt trotz der erfolgreichen Abheilung des akuten Infekts mehr oder weniger immobil. Dies spricht für die Diagnose ME/CFS (siehe Kanadische Kriterien).

Naturheilärzte vermuten schon lange aufgrund verschiedener Hinweise, dass viele Krankheiten durch unverarbeitete Infekte entstehen. Dies ist wohl auch bei diesem Krankheitsbild anzunehmen.

300.000 ME/CFS Betroffene werden von der traditionellen Medizin allein gelassen

Obwohl unter anderem an der Stanford University in Kalifornien Forschungen zu ME/CFS begonnen haben, ist ungewiss, ob und wann sich Ergebnisse in eine lehrmedizinische Behandlungsempfehlung umsetzen lassen. Das heißt, die Patienten werden von der traditionellen Medizin allein gelassen. Dabei sind sie nicht allein: In Deutschland gibt es ca. 300000 Betroffene, etwa so viele wie Diabetiker vom Typ 1 (Dunkelziffer nicht einberechnet, das heißt, dass in Wirklichkeit noch wesentlich mehr Betroffene existieren).

Post-Covid / Long-Covid

Wie ich versuche auch Patienten mit ME/CFS nach Covid-19 (Post-Covid-Syndrom / Long-Covid) zu heilen

Aktuell gibt es immer noch Fälle von ME/CFS nach Covid-19, das sogenannte Post-Covid-Syndrom / Long-Covid. Dies scheint bei diesem Erreger besonders heftig und häufig aufzutreten, z.T. auch bei Kindern, die während der Erkrankung keine oder kaum Symptome aufwiesen.

Viele ehemalige Covid-Patienten beobachten über Monate eine langsame Besserung von Fatigue, subj. Atemnot, verminderter körperlicher Belastbarkeit und gestörtem Konzentrationsvermögen. Bei manchen zeigt sich aber auch nach Monaten kaum Besserungstendenz. Wir versuchen auch diese ME/CFS Patienten mit unserer Therapie zu heilen, denn es gibt auch hier einen echten therapeutischen Notstand.

ME/CFS heilen, ist das möglich? Dr. med. Reinhard Schiller

Konventionelle und komplementäre Medizin können sich ideal ergänzen – wie in meiner Therapie

Wir müssen endlich aufhören, einen Gegensatz zwischen konventioneller und komplementärer Medizin zu pflegen. Beide Bereiche können sich ideal ergänzen. Dazu braucht es aber einen Arzt, der beide Themenfelder gut überblicken kann, und sich auch in beiden Systemen laufend fortbildet.

Dass speziell die komplementären Verfahren noch unzureichend oder gar nicht wissenschaftlich durchdrungen sind, liegt an unserer etwas pharmalastigen medizinischen Gesamtausrichtung. Patienten sollten aber dennoch, zumindest bei therapeutischen Notständen, davon profitieren können.

Voraussetzung für eine in den allermeisten Fällen mögliche Behandlung und Heilung ist eine korrekte Diagnose, denn es müssen andere Krankheiten oder Störungen ausgeschlossen sein, wie zum Beispiel Schilddrüsenunterfunktion, Schlafapnoesyndrom, Tumorerkrankungen, primäre Depressionen und andere.

Mein Patient mit der längsten Dauer dieser Erkrankung ist seit 20+ Jahren deswegen frühpensioniert, und jetzt nach Behandlung wieder weitgehend normal belastbar, inzwischen 71 Jahre alt. Diese Menschen liegen mir besonders am Herzen, da sie, ohne ausweglos erkrankt zu sein, sonst nicht wirklich am Leben teilhaben, ja nicht mal den Alltag ohne Probleme bewältigen könnten.